Lernsystem Informationskompetenz finanzielle allgemeinbildung

 

Modul 1: Verlaufsplanung

Girokonto

Eine Unterrichtseinheit für die Sekundarstufe I
Skript als PDF

Freya Willer
Gesamtschule Fährbuernfleet
Hamburg

 

Verlauf Ziele Inhalte/Methoden/Materialien Evaluation

I. Jugendliche und Geld

Leitfrage  

Warum werben Banken so intensiv um junge Leute?

 
Sachanalyse  

1.1 Wie viel Geld haben Jugendliche zur Verfügung?

Die Jugendlichen zwischen 6 und 17 Jahren sind sehr finanzkräftig. Rund 11 Millionen Kinder und Jugendliche leben in Deutschland, die durch Taschengeld, Geldgeschenke zum Geburtstag und Weihnachten, Nebenjobs, Ferienarbeit und Sparguthaben etwa 8,8 Milliarden EUR direkt zur Verfügung haben. Sie beeinflussen aber auch Kaufentscheidungen der Eltern in hohem Maße mit, so dass indirekt noch mal 17.8 Milliarden EUR als Beeinflussungspotential dazugezählt werden.

 
   

1.2 Wo bleibt das junge Geld?

Die beliebtesten Freizeitbeschäftigungen sind Musik hören und Tanzen. Man schätzt, dass etwa 10 Milliarden EUR jährlich in Diskotheken umgesetzt werden. Begehrte Konsumenten sind Jugendliche in der Phonoindustrie: Drei von vier CDs werden von Jugendlichen gekauft. Auch viele andere Wirtschaftszweige richten ihr Augenmerk auf die Jugendlichen: die Bekleidungsindustrie, Eiscremeproduzenten und die Getränkeindustrie genauso wie die Musikverlage, die Unterhaltungselektronik und die Zeitschriftenverlage. In der Nähe von Schulen gibt es Kioske, die ausschließlich von den Jugendlichen leben und den jungen Kunden ihre Wünsche erfüllen: Süßigkeiten, Getränke, Comic-Hefte...

Nach einer Erhebung aus dem Jahr 2001 sieht die Rangliste folgendermaßen aus:

  • Platz 1: Süßigkeiten
  • Platz 2: Ausgehen (Disco, Konzerte)
  • Platz 3: Kino
  • Platz 4: Bekleidung, Schuhe
  • Platz 5: Getränke
  • Platz 6: Jugendzeitschriften und Comics
  • Platz 7: CDs, Fast Food, Zeitschriften und Zeitungen
 
   

1.3 Jugendliche als potentielle Kunden von morgen:

Nicht nur die Konsumgüterindustrie, sondern auch der Dienstleistungsbereich, wie Versicherungen, Banken- und Sparkassen, kämpfen um die Gunst des jungen, einkommensstarken Kunden. Die Erkenntnis "Einmal Kunde - immer Kunde" gilt in diesem Bereich im hohem Maße. Nur sehr wenige Menschen wechseln im Laufe ihres Lebens ihre Bank oder Sparkasse. Deshalb gilt es also in diesem Sektor besonders früh an einer Kundenbindung zu arbeiten. Dafür tun die Banken und Sparkassen einiges: Gummitierchen oder Kugelschreiber als Werbegeschenke, Preisausschreiben oder Geldgutscheine zur Konfirmation bzw. Kommunion, Engagement und Unterstützung in Schulen ..., alles soll helfen die Kundenbindung anzubahnen.

Auch die Kreditinstitute besitzen aufgrund von erstellten Marktanalysen ein umfangreiches Wissen über ihre Kunden von morgen. Sie kommunizieren mit ausgefeilten Werbestrategien mit den jungen Kunden. Es geht darum, eine positive emotionale Beziehung zu einem jeweiligen Institut herzustellen. Von den Kindern und Jugendlichen wird das nicht erkannt, sie finden eine Zeitschrift, ein Geschenk oder ein Clubangebot gut oder eben nicht.

 
   

1.4 Rund um das Girokonto: Das Info- & Service-Paket

Der endgültige Schritt ist vollzogen, wenn der Jugendliche Kunde Interesse zeigt und nun ein Spar- oder meist ein Girokonto eröffnen will. Dann sprechen die Banken und Sparkassen die jungen Interessenten fürsorglich an und halten ein breites Angebot bereit. Die Konten tragen Namen wie Spacekonto, Karrierekonto oder etwas schlichter Starterkonto oder Jugendkonto. Dies sind oft nicht mehr nur die schlichten Konten zum Geld einzahlen oder abheben, sondern oft ist es eingebettet in ein "Rundum-Sorglospaket" wie z. B. das INTRO der Hamburger Sparkasse. Über die kostenlose Kontoführung und der EC-Karte hinaus gibt es eine Handy-Versicherung, den Schlüsselfundservice, die Ticket-Hotline, das CinemaxX-Paket, das Mc Donald's INTRO-MENÜ, Reiseangebote, einen Strom-Gutschein, die Service-Hotline und den vierteljährlichen Newsletter.

 
Methodik: Zu 1.1 & 1.2  
FRAGEBOGEN:

Man könnte mit einem Fragebogen beginnen. Entweder entwickeln die Schüler den Fragebogen selber oder der Lehrer erstellt ihn selbst bzw. übernimmt eine der vielen Vorlagen hierzu (siehe Arbeitsblatt 1 & 2). Das Taschengeld hat meist über einen längeren Zeitraum die gleiche Höhe, während andere Einnahmequellen schwanken. Darum fällt es den Schülern leichter, sich an einem konkreten Monat zu orientieren und dann den Fragebogen auszufüllen. Es kann sein, dass bei einigen Schülern die Summe der Einnahmen nicht gleich den Ausgaben ist. Die Schüler sollen dann versuchen die Differenz zu erklären, z.B. E > A = Sparen oder A > E = Kredit usw..

UMFRAGE:

Man könnte die Schüler darüber hinaus Geschwister, Freunde oder Mitschüler einer festgelegten Altersgruppe befragen lassen, so dass eine größere Anzahl Fragebögen zusammenkommt.

AUSWERTUNG:

Übung könnte es nun sein, aus diesen Einzeldaten Durchschnittsdaten zu machen, eventuell noch getrennt nach Mädchen und Jungen, so dass anschließend ein Vergleich zwischen den Geschlechtern möglich ist. Außerdem könnten nicht nur durchschnittliche Einnahmen und Ausgaben, sondern auch eine Rangliste der Bereiche der Ausgaben erstellt werden. So ergeben sich sicher eine Menge von Diskussionspunkten (vgl. Tafelbild)

VERGLEICH:

Nach einer Auswertung und Diskussion der eigenen Daten, werden Daten von Umfragen unter Jugendlichen von offiziellen Instituten vorgestellt. Wenn die Daten z.B. in Tabellen oder Schaubildern dargestellt sind, kann man gut noch mal üben, welche Informationen man wie ablesen kann und vor allem wie man sie richtig formuliert. Oft sind die Ergebnisse der Schüler ähnlich denen der repräsentativen Umfragen.

 
Methodik: Zu 1.3 & 1.4  
WERBUNG:

In verschiedenen Jugendzeitschriften gibt es Anzeigen von Banken und Sparkassen, natürlich auch Broschüren oder ein Plakat können nun als Anschauungsmaterial dienen. Man könnte die Schüler fragen, warum diese Institute eigentlich Werbung für die Jugendlichen machen, obwohl doch die Jugendlichen ihr Geld anscheinend in Läden und Diskotheken tragen wollen. Man kann also im Plenum oder in kleinen Gruppen eine Reihe von Fragen beantworten und diskutieren.

Beispiele:
  • Was will die Bank/Sparkasse vom Jugendlichen?
  • Kann das die Werbung erreichen?
  • Wie spricht sie den jugendlichen Leser an?
  • Welches Ziel verfolgt sie?
  • Wie findet ihr die Werbung?

Am Ende der Auswertung und Beurteilung könnte die Aufgabe stehen, dass die Schüler eigene Werbeplakate für das Giro- oder Sparkonto entwerfen.

Dass die Institute eine frühe Kundenbindung verfolgen, weil gerade ein Konto oft nicht mehr gewechselt wird, ist eine Information, die der Lehrer eventuell einbringen muss.

 
       
       

III. Was ist ein Girokonto

Sachanalyse  

Im Gegensatz zu einem Sparkonto, das der Geldanlage dient, ist ein Girokonto ein sogenanntes "laufendes Konto"(ital. Giro = Kreis, Umlauf). Girokonten können bei den Großbanken, z.B. Deutsche Bank, Dresdner Bank, Commerzbank, bei Sparkassen, Volks- und Raiffeisenbanken, bei privaten Banken oder auch der Postbank eingerichtet werden. Firmen, Behörden, Versicherungsgesellschaften und weit über 90 % aller privaten Haushalte in Deutschland verfügen über Girokonten.

Bargeld kann jederzeit auf Girokonten eingezahlt oder von ihnen abgehoben werden. Überwiegend verläuft der Zahlungsverkehr über Girokonten jedoch bargeldlos: durch Schecks, Überweisungen, Lastschriften oder Daueraufträge.

Die folgenden Fragestellungen sollen in der Schule Gegenstand des Unterrichts sein:

  1. Was war vor dem Girokonto? Anhand des Beispiels "Lohntüte" soll aufgezeigt werden, wie früher Geldleistungen abgewickelt wurden.
  2. Das Girokonto als ein Transportmittel für Geld im bargeldlosen Zahlungsverkehr.
  3. Das Girokonto als private Wirtschaftsadresse.
    Brauchen Menschen heutzutage unbedingt ein Konto?
 
Zu 1  

Was war vor dem Girokonto? Anhand des Beispiels "Lohntüte" soll aufgezeigt werden, wie früher Geldleistungen abgewickelt wurden.

Die Schüler erhalten folgenden Text (Arbeitsblatt A), sollen Informationen einholen und Aufgaben hierzu schriftlich bearbeiten.

Hamburg wird oftmals als das "Tor zur Welt" bezeichnet. Das hat mit dem Hafen zu tun, denn aus aller Welt kommen Schiffe mit ihrer Fracht und bringen Rohstoffe und Waren aller Art. Wenn sie Hamburg verlassen, haben sie häufig Güter geladen, die in Deutschland oder anderen europäischen Ländern für den Export hergestellt wurden.

Der Hamburger Hafens liegt heute in seiner Bedeutung als Wirtschaftsfaktor für die Stadt an erster Stelle.

Schaut man sich um, so hat man oftmals den Eindruck, dass vieles wie von Geisterhand geschieht. Wo heute große Kräne und Hebebühnen die Container-schiffe entladen und beladen, waren noch in den 60er Jahren Hunderte und Tausende von Arbeitern nötig.

Ihre Beschäftigung richtete sich häufig danach, wie viel Arbeit anlag. Dem entsprechend war auch der Verdienst unterschiedlich. Am Monatsende erhielten sie ihre "Lohntüte". Heute kennen nur noch wenige die gute alte Lohntüte, auch wenn das Wort vielen noch ein Begriff ist. Tatsächlich war es so, dass man früher (übrigens nicht nur die Hafenarbeiter) seinen Lohn in bar ausgezahlt bekam. Ganz früher steckte dieses Geld in einer Tüte oder einem Jutesäckchen, daher der Name "Lohntüte".

Aufgabe:

  1. Erkundigt euch bei älteren Menschen, wie das damals mit den Lohntüten war. Schreibt es auf.
  2. Heute bekommen die Leute ihren Lohn vom Arbeitgeber auf ihr Girokonto überwiesen. Erstelle eine Tabelle und trage Vorteile und Nachteile der Barauszahlung ein.

Vorteile: Nachteile:
  • sofortige Verfügbarkeit
  • Konto einrichten nicht erforderlich
  • keine Kontogebühren
  • Vorteil bei häufig wechselndem Wohnsitz alleinige Verfügungsgewalt
  • Gefahr durch Verlust oder Raub
  • verleitet zum schnellen Geldausgeben
  • die laufenden Zahlungen, z.B. Miete, Strom, müssen umständlich geregelt werden

 
Zu 2.  

Das Girokonto als ein Transportmittel für Geld im bargeldlosen Zahlungsverkehr.

Anhand folgender Aufgabenstellung sollen die Schüler aufzeigen, welche Möglichkeiten der Geldübertragung es gibt:

Tafelbild:

Du bist gerade 18 Jahre alt geworden, lebst in Hamburg und hast aus einem Katalog bei einem Versandhandel Sportartikel bestellt. Bereits nach wenigen Tagen wird das Paket geliefert. Da alles nach deinen Wünschen ausfällt, behältst du die Sachen. Die beiliegende Rechnung lautet über 150,-- €, zahlbar innerhalb von 14 Tagen.

Aufgabe: Welche Möglichkeiten hast du, die Rechnung zu begleichen?

Die Antworten werden an der Tafel notiert und anschließend mit dem Arbeitsblatt B verglichen.

Aufgabe:

  1. Gib schriftlich jeweils ein Beispiel an für:
    • Barzahlung
    • halb bare Zahlung
    • bargeldlose Zahlung
  2. Welche Form der Bezahlung ist dein Favorit? Begründe!
 
Zu 3.  

Das Girokonto als private Wirtschaftsadresse.
Brauchen Menschen heutzutage unbedingt ein Konto?

 

IV. Ein Girokonto eröffnen

Sachanalyse  

Grundsätzlich kann jeder ein Konto eröffnen, es sei denn, er ist geschäftsunfähig im Sinne des Paragraphen 104 des BGB. Für die beschränkten Geschäftsfähigkeit von Minderjährigen, die das siebente Lebensjahr vollendet haben, gelten die Regelungen der Paragraphen 107 - 113.

Ein gesetzlicher Anspruch auf ein Girokonto besteht nicht.

Die folgenden Fragestellungen sollen in der Schule Gegenstand des Unterrichts sein:

  1. Darf jeder ein Girokonto eröffnen? Gibt es ein Recht auf ein Konto?
  2. Was besagt der sogenannte Taschengeldparagraph 110 im BGB
  3. Girokonto während der Ausbildung, wie geht das zusammen?
 
Literaturverzeichnis  
  • Hans Kaminski: Praxis Arbeit/Wirtschaft Gesamtband
    Westermann Schulbuchverlag, Braunschweig, 2.Aufl. 2002
  • Bundesverband deutscher Banken: Das Geldbuch
    Köln, 2.Aufl. 2002
  • Schmidt/Farber/Nahl: Wirtschaftslehre 1 & 2
    Winklers Verlag, Gebrüder Grimm
    Band 1: Darmstadt, 5.Aufl. 1997
    Band 2: Darmstadt, 3.Aufl. 1995
  • Stiftung Warentest: Jugend & Konsum
    Berlin, 2.Aufl. 1999
 
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