Lernsystem Informationskompetenz finanzielle allgemeinbildung

 

Modul 6: Verlaufsplanung

Bank in der Schule

 

Verlauf Ziele Inhalte/Methoden/Materialien Evaluation
Planungsphase  

1. Idee: Schülerbank in den USA und Transfer

Im Rahmen der vom iff durchgeführten Studienbesuche in den USA, wurden wir auf ein spezielles Projekt einer "Schülerbank" aufmerksam.

In Brooklyn wurde mit farbigen Jugendlichen eine eigene Kreditgenossenschaft nur für Jugendliche unter 18 Jahren geschaffen. Diese Genossenschaft wurde angemeldet und genehmigt, was in den USA möglich ist, da es dort nicht so scharfe Restriktionen, wie etwas das deutsche KWG gibt.

Die Jugendlichen brauchten lange, um zu begreifen, dass es wirklich "ihre" Genossenschaft war. Das jüngste Mitglied der Genossenschaft ist 3 Jahre alt. Die Genossenschaft sammelt die Spargroschen ein und wird dabei von der Kreditgenossenschaft der Erwachsenen überwacht und unterstützt. Ausleihen, d.h. konkret Kredite vergeben, können die Jugendlichen nur von dem Geld, welches sie auch als Einlagen herein genommen haben. Eine kreditfinanzierte Kreditierung ist für die Genossenschaft ausgeschlossen. Grundlegend neu, und für deutsche Verhältnisse zunächst undenkbar ist der Umstand, dass eine eigne Schülerbank, Kredite an Mitschüler vergibt.

Die Jugendlichen lernen auf diese Weise zugleich, was Zinsen sind, wie sie ausgewiesen werden und worauf man bei der Kreditaufnahme bzw. der Kreditherauslage achten muß. Spar- ebenso wie Kreditzwecke sind dabei der Kauf von Geschenken ebenso wie Fahrrad oder Kofferradio.

Ein kleiner "Kreditsachbearbeiter" erklärte seine Kreditvergabepolitik mit dem folgenden Satz: "Wenn meine Mitschüler Kredite für Geschenke aufnehmen wollen, dann aber nur für Geschenke an die Mutter, nicht an die Freundin, weil diese Beziehung für die Rückzahlung nicht lange genug halten wird."

Damit ist bereits das im Konsumentenkredit so wichtige Prinzip der laufzeitkongruenten Finanzierung erkannt, bei dem es etwa beim PKW-Kredit darauf ankommt, dass das Auto nicht vor der Kredittilgung verschrottet werden muss, oder für eine Kredit finanzierte Reise noch immer getilgt wird, wenn bereits wieder ein neuer Erholungsbedarf eingetreten ist. Dies sind überzeugende Lernziele, die für eine überschaubare Kreditaufnahmemöglichkeit und -vergabe sprechen.

Die Progressive Neighborhood Federal Credit Union (PNFC) in Rochester, New York, mit rd. 1.500 Mitgliedern, die zu 80% farbig sind, hat 400 Mitglieder unter 18 Jahren. Sie sieht in den Funktionen Sparen, Kredit und Mitgliederbildung einen Funktionskreis, der sich gegenseitig bedingt. Deshalb wird auch die volle Palette an Bankdienstleistungen angeboten. Sparkonten, Club-Konten, Festgeld, Scheckeinzug, Überweisungsaufträge, Sparbriefe.

Ihre Personalkredite nennt die Kreditgenossenschaft "Individuelle Entwicklungskredite", um auf ihre produktive Funktion hinzuweisen. Als Zwecke sind dabei Wohnungseinrichtung, Auto, Schuldenbereinigung, Zahnarzt, Beerdigung, Reise zugelassen. Zum Aufbau einer Kreditgeschichte kann man, wie auch anderswo, hier aber zum halben Zinssatz sein "eigenes Geld leihen". Die Zinssätze beim PKW-Kredit sind nach dem Alter des Autos gestaffelt. Bei $1,5 Mio Kreditvolumen betrug die Ausfallrate zunächst 15%, wurde dann allredings mit einer verbesserten Kreditherauslageprüfung und einer Ablehnungsquote von 60% auf 2% gesenkt und liegt auf Grund einer Abwägung zwischen sozial wünschenswerter Kreditvergabe und tragbaren Kosten bei 50% und 3%.

Das Modell Schülerbank

Die Kreditgenossenschaft hat zusammen mit einem Lehrer eine Gruppe in einer Schule gebildet, wo die Kinder in einem gesonderten Klassenraum mit drei Computern und der entsprechenden Software ihre eigenen Konten verwalten. Dabei gibt es je nach Zustimmung der Eltern Einzelkonten, Mitzeichnungskonten und Gruppenkonten, die vor allem die Abwicklung der schulischen Ereignisse (Feste, Ausflüge etc.) betreffen.

Die Kinder haben mit dem Lehrer eine eigene Werbebroschüre erarbeitet und werben unter den Mitschülerinnen für Mitglieder, die weitere Einlagen bringen, da sie erkannt haben, dass die Möglichkeiten mit einer größeren Mitgliederzahl steigen. 125 Schüler verfügen inzwischen über $8.600.

Die Kreditgenossenschaft hält zu den üblichen Fragen regelmäßig Workshops ab, wobei es darum geht, den Effektivzins, seinen eigenen Kreditwürdigkeitsstatus, der in den USA ein Mal pro Jahr automatisch zugänglich gemacht wird, zu vestehen. Lernziel ist es auch, zu wissen, was bei Zahlungsschwierigkeiten konkret zu unternehmen ist.

Klare Aussagen ergeben sich auch aus der Zweckbindung der Kredite. Durch Kooperation mit der Katholischen Kirche als Bürgen gibt es einen günstigen Risikokredit für Personen, die nur ihre Arbeitsperspektive als Sicherheit anbieten können. Hier muß nachgewiesen werden, dass der Kredit einen unmittelbaren Bezug zur Arbeitskraft hat wie z.B. Kinderbetreuung oder PKW-Kauf, wenn dieser für den Arbeitsweg notwendig ist.

Die PNFC bietet ferner das "Progressive Youth Credit Union Programm" an, ein Ausbildungsprogramm für Schüler, von der Vorschule bis zum Gymnasium. Die Schüler können an einer "Finanzakademie" teilnehmen, nach deren Abschluß sie in einer Bankfiliale in der Schule mitarbeiten können. Diese Filialen werden von örtlichen Kreditgenossenschaften unterstützt, die die Schüler ebenfalls in Teilbereichen ausbilden. Die Lehrer beteiligen sich mit Unterrichtsteilen zum Bankwesen an diesen "Ausbildungen". Diese Schulungen und Trainings unter Einbeziehung "richtiger Banker" sind wichtig um das nötige Know how und Verständnis bei den Jugendlichen für die Aufgabe als "Schülerbanker" zu entwickeln.

Dies wäre ein wichtiger Aspekt, der Adaptionsüberlegungen in Deutschland sorgsam zu berücksichtigen wäre.

Inhalte einer Schülerbank sollen alle Leistungsangebote sein, die üblicherweise mit einem Girokonto zusammenhängen. Konkret ist an die Verwaltung von "Einnahmen" in Form von Taschengeld, Geldgeschenken etc. gedacht. Daneben sollen auch "Ausgaben" möglich sein, etwa durch Barabhebungen vom eigenen Girokonto oder Überweisungen bzw. Lastschriften. Ferner soll in einem begrenzten Rahmen auch die "Kreditvergabe" in Form eines Dispositionskredites erprobt werden.

Durch die Darstellung bzw. Buchungen der Einnahmen und Ausgaben in einem Girokonto wird erwartet, dass ein entsprechend verantwortungsbewusster Umgang mit dem "eigenen" Geld erfolgen wird.

Alles in allem betrachtet können die mit Schülerbanken zusammenhängenden Lernmöglichkeiten als hoch und sehr wirklichkeitsnah angesehen werden, obwohl sie sich in einem geschützten Terrain bewegen.

 
   

2. Klippen

 

2.1. KWG

Mit dem KWG kann die Schülerbank nicht in Konflikt geraten, da es sich vor Ort in der Schule um eine "Spielbank" handelt und kein Bankbetrieb aufgenommen wird. Hierin unterscheidet sich eine Schülerbank in Deutschland deutlich von dem amerikanischen Modell. Die Bank hatte dort eine eigene Zulassung als Genossenschaft erhalten. Hierzulande würden die beteiligten Schüler lediglich ein fiktives Girokonto - ohne die Beteiligung eines Kreditinstitutes - führen. Dies geschieht über die Nutzung von Standardsoftwarelösungen, z.B. mit dem Programm "Quicken". Für jede beteiligte Schülergruppe kann dort ein individuelles Unterkonto eröffnet werden, über das die erforderlichen Buchungen abgewickelt werden.

2.2 Kredite an Minderjährige

Da keine tatsächliche Kreditvergabe bzw. -aufnahme stattfindet, entstehen an dieser Stelle keine Probleme.

 
   

3. Umsetzungsüberlegungen

Gemeinsam mit der VuW sollte exemplarisch an einer Hamburger Schule im Stadtteil Eimsbüttel im Rahmen des Projektes Banklocal eine Schülerbank eingerichtet werden. Hier sollen die Schüler in einer möglichst realistischen Situation die Nutzung eines Girokontos kennenlernen.

Aufgrund der bekannten Umstrukturierungsprozesse bei der Bank, die genau in den Zeitraum der möglichen praktischen Umsetzung der Schülerbank gefallen sind, wurde darauf verzichtet, dieses Projekt mit der VuW zu realisieren.

 
Durchführungsphase  

4. Praxisphase (Planungen)

Es ist geplant, die praktische Erprobung einer modellhaften Schülerbank in Hamburg nun im Sommer 2003 in einem Stadtteil, der sich durch einen hohen Anteil an Aussiedlern auszeichnet (Hamburg-Allermöhe), durchzuführen. Eine Gesamtschule hat sich dort zur Teilnahme bereit erklärt.

Die Erfahrungen sollen unter Einbeziehung der beteiligten Lehrer, der Schüler, die als "Banker" involviert sind, und der Schülern, die als "Kunden" das Angebot nutzen evaluiert werden.

Sollte sich herausstellen, dass die Trainingsmöglichkeiten im Umgang mit einem Girokonto der Schülerbank gut und nachhaltig sind, kann das Modell ggf. durch die Hamburger Schulbehörde und das beteiligte Institut auf andere Hamburger Schulen ausgeweitet werden.

 
   

Zur Durchführung des Projektes Schülerbank wird die Software "Quicken" eingesetzt. Für die Schüler lassen sich damit fiktive Konten einrichten, anhand derer sie den Umgang mit Girokonten (Kontoeingänge wie Taschengeld, Kontoabfrage, Überweisung für eine Klassenreise, Lastschrifteinzug der Handyrechnung usw.) sowie die mögliche Inanspruchnahme eines Dispositionskredites und die daraus resultierenden zu zahlenden Sollzinsen kennenlernen.

  1. Schritt

    Jeder Schüler (jede Schülergruppe) erhält einen Arbeitsauftrag. Dabei ist zu beachten, daß jeweils zwei Schüler (Schülergruppen) sich ergänzen: Eine(r) erhält ein Aufgabenblatt, aus dem ein negativer Kontosaldo resultieren wird, der (die) andere wird aufgrund der Angaben einen positiven Kontostand nach Durchführung der Buchungen erreichen.

    Vor der Bearbeitung des Aufgabenblattes sind die fiktiven Konten in der Software "Quicken" einzurichten. Die jeweiligen Konten tragen den Namen des entsprechenden Schülers (der Schülergruppe).

  2. Schritt

    Der einzelne Schüler (die Schülergruppe) bearbeitet in dem Programm die vorgegebenen Aufträge. Dabei ist zu berücksichtigen, dass möglichst differierende Aufträge an die Schüler (-gruppen) ausgegeben werden und sich jeweils zwei Schüler (Schülergruppen) ergänzen.

    Beinhalten sollen die Arbeitsaufträge Angaben, die in dem entsprechenden Konto als Geldeingang, Geldabhebung, Überweisung oder Lastschrift zu buchen sind wie z.B. Taschengeld, Handyrechnungen, Ausgaben für Kino, Disco, Zeitschriften, Klassenreisen usw.

  3. Schritt

    Die Schüler (Schülergruppen) werten die Ergebnisse ihrer Kontobewegungen aus. Dabei soll erkannt werden, dass ein unterschiedliches Einnahmen - Ausgaben - Verhalten vorliegt. Während einige Schüler (Schülergruppen) mit ihren Einnah-men die Ausgaben kompensieren, neigen andere dazu, ihr Konto mehr oder weniger zu überziehen. In diesem Zusammenhang lernen sie, dass ihnen das Geld nicht kostenlos überlassen wird: Es fallen Sollzinsen an. Zudem sollen sie an diesen Beispielen lernen, wie das Geld für die Kreditvergabe von Kreditinstituten entsteht. Aus diesem Grund sind jeweils zwei Schüler (Schülergruppen) gebildet worden, die sich ergänzen: Aus dem positiven Schlusssaldo eines Schülers (einer Schülergruppe) kann der Dispositionskredit des anderen Schülers (der anderen Schülergruppe) finanziert werden.

    Anhand der Einnahmen - Ausgaben - Situation lässt sich zudem graphisch eine vereinfachte Haushaltsrechnung ableiten.

 
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